Ich denke, eine Positionsbestimmung unter den aktuellen Gegebenheiten ist mehr als sinnvoll. Und auch die stärkere Einbindung der "Community" halte ich für eine gute Idee, da man auf diese Weise ein gewisses Meinungsbild erhalten kann - das man aber auch nicht überbewerten sollte, ich bin der festen Überzeugung, daß sich weit weniger Spieler/Käufer aktiv im Internet beteiligen bzw. überhaupt informieren, als oftmals angenommen wird. Aber die, die es tun, tragen ihre Erkenntnisse, Meinungen, Verstimmungen, aber auch ihre Empfehlungen in ihre Spielrunden, auf Cons und so schlägt das ganze Wellen. Positiv wie negativ. Und Leute nach ihrer Meinung zu fragen wirkt sich (selbst wenn diese Meinung hinterher nicht spürbar in die Planung einfließen sollte) meistens positiv aus.
Ich kenne nun die aktuellen Verkaufszahlen nicht, also weiß ich nicht, was sich als das angesprochene Systemprodukt (bzw. Genre für ein entsprechendes Systemprodukt) eignen würde. Elyrion macht einen guten Eindruck, allerdings spüre ich momentan - abseits der "ewigen" Fantasy-Fans, die meist an ihrem seit Jahren bewährten System/Setting kleben - eine gewisse Fantasy-Müdigkeit. Und das leider auch in Kombinationen mit Endzeit, History, Steam, whateva. Das wird sich möglicherweise ändern, aber momentan weiß ich nicht, ob sowas genug zieht, um die Verlagskosten zu decken. Begrüßen würde ich eine SW-Umsetzung Elyrions (mit PPK und Weiterentwicklung der Geschichte im Laufe des Spiels) auf jeden Fall.
Natürlich lassen sich reine Übersetzungen schneller fertigen, als Eigenentwicklungen. Natürlich machen Eigenentwicklungen mehr Spaß. Nun muß man sich überlegen, was man sich leisten kann. Kann sich der Verlag leisten, möglicherweise gewinnträchtige Settings unübersetzt zu lassen, um mehr Zeit (Mühe/Geld) in eigene Projekte zu investieren? Und was für ein Setting müsste man dieser Eigenentwicklung zu Grunde legen?
Mir würde da etwas vorschweben, was einen gewissen Bildungseffekt einschließt, sowas geht in Deutschland eigentlich immer gut. Also beispielsweise (ist jetzt nur so ein Schnellschuß) ein Setting grob im Stile von Quantum Leap (Fernsehserie, deutsch: Zurück in die Vergangenheit), in dem man (also die Spielergruppe) in der Zeit zurück geschleudert wird und dort irgendwas richten/finden/erreichen muß, um Schritt für Schritt zurück zu kommen. Da könnte man dann als PPK eine nette kleine Reise durch die (deutsche?) Geschichte draus machen. Oder gar mehrere, indem man verschiedene epochale Abschnitte jeweils als einzelne PPK veröffentlicht. Würde aber bedeuten, daß man jemanden finden muß, der einem kompetente Informationen über die entsprechende Epoche liefern kann.
Man könnte natürlich auch kucken, welche rollenspieltauglichen Blockbuster in den nächsten Jahren so anstehen, um rechtzeitig zu deren Start mit einem passenden (also "angelehnten") Setting auf den Markt zu kommen. Dann kann man den Anfangshype nutzen und später mit entsprechenden Produkten Substanz und Absatz schaffen. Da ich aber absolut Null Plan habe, wie lang die Entwicklung eines eigenen Settings samt PPK in der Praxis so dauert, könnte ich da auf Anhieb nicht recherchieren, was in Frage käme.
Da kämen wir dann auch auf das allseits beliebte Fluch der Karibik zurück. Eine Mische aus PotSM und 50F, also Piraten mit Magie, Mystik, übernatürlichen Begegnungen aber auf der uns bekannten Erde.
Oder angelehnt an Sherwood eine deutsche Umsetzung entsprechender "Volkshelden"-Geschichten aus deutschen (deutschsprachigen) Landen (Schinderhannes, Störtebeker, Wilhelm Tell, etc.), in die dann durchaus auch übernatürliche Elemente einfließen könnten. Mit entsprechenden PPKs natürlich, die man gesondert vertreiben könnte.
Im Gegensatz zum Zwart bin ich übrigens ein großer Fan der PPK, weil sie meinem Konzept einer Kampagne näher kommt, als die klassische gescriptete (geraildoadete). In einer PPK kann ich flexibler auf die Entscheidungen (auch unbequeme) meiner Spieler eingehen. Daher bin ich jederzeit für dieses Konzept und fände schade, wenn in zukünftigen Produkten davon abgewichen würde.
Tja, was Übersetzungen angeht, würde bei mir (von den halbwegs gut zu realisierenden Settings) noch immer Rippers ganz oben auf der Liste stehen, möglicherweise könnte man da auch eine PPK in hiesigen Gefilden mit hiesigen Logen als Eigententwicklung nachschieben. Auf die Realisierbarkeit meines Lieblingssettings Solomon Kane zu hoffen, ist wohl ziemlich utopisch, auch wenn das Setting in einer Zeit spielt, die gerade in der deutschen Geschichte sehr viele Ansätze liefern könnte.
Sean sei Dank (oder eher Fluch) dürfte es für Runepunk mittlerweile zu spät sein. Red Sands ist eigentlich auch zu spät dran, um noch was zu reißen. Deadlands:Reloaded würde sich vermutlich eher nicht gegen das "Original" durchsetzen können, Realms Of Cthulhu hätte vielleicht noch nett werden können. Allerdings bezweifle ich, daß eine SW-Umsetzung auf dem deutschen Markt bereits unter anderen Regelwerken etablierter Settings ernsthaft kostendeckend laufen würde.
Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge, es wird schwer werden, einen großen Wurf zu landen, wie es D&D/DSA, Shadowrun oder WoD ihrerzeit damals waren (und teils noch heute sind). Es sei denn, jemand kommt ganz schnell mit ner besonders genialen Idee rüber!
